Durch den Strukturwandel und die Zunahme der Vergabe von Gewerken an Subunternehmen innerhalb des Baugewerbes ist ein starker Konkurrenzdruck zwischen und innerhalb von Belegschaften entstanden. Große Generalunternehmer übernehmen häufig nur noch die Bauplanung und vergeben die einzelnen Gewerke an kleine Subunternehmen. Lohndumping durch die Umgehung der Branchenmindestlöhne führen zu einem steigenden Konkurrenzdruck zwischen Belegschaften.
Der Anteil von Menschen ohne deutsche Staatsbürgerschaft ist im Bau besonders hoch und die Tendenz steigend. Laut Bauindustrieverband verfügt jede*r fünfte Beschäftigte im Bauhauptgewerbe über eine nicht-deutsche Staatsangehörigkeit. Im Jahr 2020 lag der Anteil der betrieblichen Auszubildenen mit Migrationshintergrund in den BBIG/HwO-Berufen bei 28% (vgl. Berufsbildungsbericht 2021). Diese Beschäftigten sind mit vielfach mit Rassismen und Vorurteilen konfrontiert.
Das Projektteam lädt Euch entweder zu Seminaren ein, in denen sich über zwei Tage intensiv mit Diskriminierungsmechanismen und Zivilcourage auseinandergesetzt wird oder kommt zu Euch für Projekttage und Workshops in die Fachgruppe/den BR/… oder auch die Berufsschulklasse.
Was wollen wir mit Euch zusammen erreichen?
Das Ziel von „Demokratie BAUen“ ist es der Polarisierung zwischen und innerhalb der Belegschaften am Bau entgegenzuwirken und der Ausbreitung von Rechtsextremismus und Rassismus entgegenzuwirken.
Im Baugewerbe wird laut statistischem Bundesamt fast 80% des Umsatzes der Branche durch kleine und mittlere Unternehmen (KMU) realisiert. Viele der in der IG BAU organisierten Kolleg*innen arbeiten in diesen Betrieben. Wir möchten mit allen Interessierten der Bauwirtschaft an einem grundlegenden Verständnis füreinander arbeiten und uns mit Denkmustern die auf Konkurrenzdenken und Vorurteilen aufbauen auseinandersetzen und Gegenstrategien entwickeln.
Mit wem und für wen arbeiten wir?
Mit unserem Projekt „Demokratie BAUen“ richten wir uns an die Aktiven in der gesamten Bauwirtschaft. Wir unterstützen Euch in der ehrenamtlichen Arbeit vor Ort, in der Betriebsratsarbeit, der Arbeit der Jugend- und Ausbildungsvertreter*innen (JAVen) bei Eurem Engagement im Betrieb und organisieren Projekttage in Berufsschulen und Ausbildungszentren.
Wie wollen wir mit Euch arbeiten?
Je nachdem wie Du in der Gewerkschaft aktiv bist, unterscheidet sich unser Angebot für Dich.
Bist Du ehrenamtlich in der IG BAU, laden wir Dich herzlich auf unsere Wochenend-Seminare ein. An den Wochenenden setzen wir uns mit den Themen rund um Demokratie und Solidarität ein, die Ihr mitbringt.
Bist Du hauptamtlich in der Gewerkschaft aktiv oder kannst über Deine Tätigkeit im Betriebsrat oder der JAV freigestellt werden möchten wir Dich zu einem zweitägigen Seminar einladen. Auch hier setzen wir uns mit den Themen auseinander, die Ihr mitbringt und geben Euch Material und Wissen an die Hand, dass ihr in Eure Strukturen einbringen könnt.
Du bist Lehrkraft an einer Berufsschule oder in einem Ausbildungszentrum und nimmst undemokratische Äußerungen im Klassenzimmer wahr? Dann lade uns gerne in Deine Berufsschule ein und wir führen einen Projekttag bei Dir durch.
Unsere Workshopangebote
Was hat das mit mir zu tun? – Kollegialer Umgang mit allen
Weiblich / schwul / behindert / nicht-deutsch / ohne Abitur…Gründe für Abwertung und Ausgrenzung gibt es viele. Für eine Gewerkschaft in der sich alle Arbeitnehmer*innen willkommen und gut aufgehoben fühlen ist es an uns, Veränderungen anzustoßen. Wir alle wachsen mit Vorurteilen und Schubladen auf die hilfreich sein können, um durch das Leben zu navigieren. Aber wann steckt in einer Schublade ein harmloses Bild und wann eine ausgrenzende Diskriminierung? Wir möchten mit allen Interessierten der BAU an einem grundlegenden Verständnis füreinander arbeiten und uns mit Denkmustern, die auf Konkurrenzdenken und Vorurteilen aufbauen auseinandersetzen und Gegenstrategien entwickeln. |
Umziehen tun wir alle mal! – Migration als Lebensthema
Mit dem Workshop „Umziehen tun wir alle mal“ wollen wir menschenrechtsbasierte Einstellungen fördern und demokratische Kompetenzen zu stärken. Der Abbau von Phänomenen im Bereich der gruppenbezogenen Menschenfeind-lichkeit stellt seit Jahren eine der großen gesellschaftlichen Herausforderungen dar. Bspw. rassistische und sexistische Einstellungen sind auch in vielen Regionen stark verbreitet und generationsübergreifend präsent. |
Solidarität und Gewerkschaft? Solidarität durch Gewerkschaft!
Gerade in unserem gewerkschaftlichen Umfeld spielt das Wort „Solidarität“ eine große und omnipräsente Rolle. Aber was steckt eigentlich dahinter?! Es gibt schließlich keine einheitliche Definition von Solidarität. Man kann zum Beispiel die Solidarität nach Innen von der nach Außen unterscheiden. Nach Innen gerichtete Solidarität findet innerhalb einer Gemeinschaft statt. Die Mitglieder in einer Gemeinschaft unterstützen sich gegenseitig. Nach Außen gerichtete Solidarität, richtet sich an Gruppen oder Personen, die nicht zu der eigenen sozialen Gruppe gehören, deren Anliegen man jedoch unterstützen möchte. Wie stehen diese Formen miteinander im Verhältnis und bedeutet Solidarität immer, dass ich auf der „richtigen“ Seite stehe? Wir wollen im Workshop den Fragen rund um solidarisches Verhalten nachgehen und Strategien für unsere Gewerkschaft erarbeiten, wie wir mit unseren Kolleg*innen aber auch unseren Mitmenschen (wieder) an einer solidarischen Gesellschaft arbeiten können. |
Geht es hier mit Rechten Dingen zu?! Erkennen und Verstehen rechter Symbole und Codes und der Umgang mit rechten Kolleg*innen.
Auch wenn die BAU sich seit Jahrzehnten gegen Rassismus und Diskriminierung positioniert, steigt der Anteil von rechts denkenden und wählenden Menschen auch in unseren Kreisen. Es ist nicht nur wichtig die Symbole und Codes der Szene zu kennen, sondern auch sich mit der Kollegin oder dem Freund im Sportverein in eine aktive Auseinandersetzung begeben zu können. Das Haltung zeigen nicht aus dem Ärmel geschüttelt werden kann ist eine wichtige Erkenntnis. Wir brauchen Hintergrundwissen, um unbedachten oder auch mutwillig abwertenden Äußerungen zu begegnen. Gemeinsam werden wir darauf schauen, welche Mittel Neonazis nutzen um unentdeckt zu bleiben, aber auch darauf was wir selbst brauchen um mit rechten Parolen umzugehen. |