Letzte Woche fanden zwei wichtige Infoaktionen in Eschborn statt, ein Vorort von Frankfurt am Main. Eschborn ist im Moment ein Hotspot von Bauvorhaben in der Region, der zuletzt vor allem im Bereich der Büroimmobilien massiv bebaut wird. Die dabei verteilten Infomaterialien beinhalten eine übersichtliche Darstellung der Rechte und Ansprüche im deutschen Bau, sowohl für Entsandte als auch für inländische Arbeitnehmer*innen und behandeln explizit das Thema Arbeits- und Gesundheitsschutz.
Bei der ersten Aktion am 07.06.2022 haben sich Kolleg*innen von der IG Bau Rhein-Main und der slowenischen Gewerkschaft SDGD, sowie Berater*innen von Faire Mobilität Hessen, Faire Mobilität Bund und dem Peco Institut zusammengetan und in der Mittagspause über 30 aus Serbien im Rahmen eines Kontingentabkommens entsandte Beschäftigte, 12 weitere bei einem inländischen Subunternehmen tätige rumänisch sprachige sowie etliche bei einem inländischen Subunternehmen BKS-sprachige Arbeitnehmer angesprochen.
Für die zweite Aktion am 09.06.2022 haben die IG BAU Rhein-Main, Faire Mobilität Bund, das Peco Institut und zusätzlich Faire Integration eine zweite große Baustelle besucht und dort ungefähr 30 aus Rumänien stammende entsandte Beschäftige, weitere 10 Arbeiter*innen aus der Türkei (Kontingentarbeiter) sowie 15 bei einem inländischen Subunternehmen beschäftigte BKS-sprachige Arbeitnehmer*innen angetroffen. Ein besonderes Augenmerk ist in diesem Kontext auf den Status der rumänischen Entsandten zu richten, die in Rumänien bei einer Niederlassung des deutschen Generalunternehmens angestellt sind und praktisch von ihrem Arbeitgeber im Auftrag der Muttergesellschaft nach Deutschland entsandt wurden. Ein weiterer Interessenpunkt stellt die Anwesenheit von Kontingentarbeitern aus der Türkei dar, die zuletzt immer präsenter auf Baustellen zu sein scheinen. Die Kolonnen aus Rumänien und aus der Türkei übernachten auch direkt an der Baustelle angrenzend in Wohncontainers die allerdings gut ausgestattet, auch mit Kocheinrichtungen, sind.
Diese oben geschilderte Konstellation wirft abermals ein Schlaglicht auf die komplexen Hierarchien und Arbeitsbeziehungen in der Baubranche und zeigt die erhöhte Notwendigkeit eines engeren Kontakts zwischen Arbeiter*innen und Gewerkschaften bzw. Beratungsstellen auf. In beiden Fällen haben Arbeiter*innen ein großes Interesse an einem Austausch mit Berater*innen gezeigt und sich gleichzeitig über ihre aktuellen Arbeitsbedingungen als zufriedengegeben.